Donnerstag, 16. Juni 2011

Der Stille Grund

Joseph von Eichendorff: Der stille Grund


Der Mondenschein verwirret

Die Täler weit und breit,

Die Bächlein, wie verirret,

Gehn durch die Einsamkeit.


Da drüben sah ich stehen

Den Wald auf steiler Höh,

Die finstern Tannen sehen

In einen tiefen See.


Ein Kahn wo

hl sah ich ragen,

Doch niemand, der es lenkt,

Das Ruder war zerschlagen,

Das Schifflein

halb versenkt.

Eine Nixe auf dem Steine

Flocht dort ihr goldnes Haar,

Sie meint´, sie wär alleine,

Und sang so

wunderbar.



Sie sang und sang, in den Bäumen

Und Quellen rauscht´ es sacht

Und flüsterte wie in Träumen

Die mondbeglänzte Nacht.

Ich aber stand erschrocken,

Denn über Wald und Kluft

Klangen die Morgenglocken

Schon ferne durch die Luft.




Und hätt ich nicht vernommen

Den Klang zu guter Stund:

Wär nimmer mehr gekommen

Aus diesem stillen Grund.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen