Donnerstag, 16. Juni 2011

Undine geht



Ingeborg Bachmann: Undine geht


Ihr Menschen! Ihr Ungeheuer! Ihr Ungeheuer mit dem Namen Hans! Mit diesem Namen, den ich nie vergessen kann. [...]



Vor euren großen Instanzen wart ihr so tapfer, mich zu bereuen und all das zu befestigen, was euch unsicher geworden war. Ihr wart in Sicherheit.

Ihr habt die Altäre rasch aufgerichtet und mich zum Opfer gebracht. Hat mein Blut geschmeckt? [...]

Warum sollt ich´s nicht aussprechen, euch verächtlich machen, ehe ich gehe. Ich gehe ja schon.



Der Stille Grund

Joseph von Eichendorff: Der stille Grund


Der Mondenschein verwirret

Die Täler weit und breit,

Die Bächlein, wie verirret,

Gehn durch die Einsamkeit.


Da drüben sah ich stehen

Den Wald auf steiler Höh,

Die finstern Tannen sehen

In einen tiefen See.


Ein Kahn wo

hl sah ich ragen,

Doch niemand, der es lenkt,

Das Ruder war zerschlagen,

Das Schifflein

halb versenkt.

Eine Nixe auf dem Steine

Flocht dort ihr goldnes Haar,

Sie meint´, sie wär alleine,

Und sang so

wunderbar.



Sie sang und sang, in den Bäumen

Und Quellen rauscht´ es sacht

Und flüsterte wie in Träumen

Die mondbeglänzte Nacht.

Ich aber stand erschrocken,

Denn über Wald und Kluft

Klangen die Morgenglocken

Schon ferne durch die Luft.




Und hätt ich nicht vernommen

Den Klang zu guter Stund:

Wär nimmer mehr gekommen

Aus diesem stillen Grund.